
Shopware 6 vs Magento: Welches Shopsystem ist das Richtige für dich?
In der Welt des digitalen Handels ist die Wahl des richtigen Shopsystems eine strategische Entscheidung. Sie betrifft nicht nur die technischen Grundlagen deines Online-Shops, sondern auch dein zukünftiges Wachstum, deine internen Abläufe und die Gesamteffizienz deines Geschäftsmodells. Gerade wenn du neu durchstartest, dein bestehendes System ablösen möchtest oder vor einer Internationalisierung stehst, lohnt sich ein Blick auf zwei der bekanntesten Lösungen: Shopware 6 und Magento 2.
Beide Plattformen gelten als leistungsstark, flexibel und skalierbar – doch sie sprechen unterschiedliche Zielgruppen an und verfolgen teils konträre Konzepte. In diesem Artikel schauen wir uns zentrale Unterschiede an, um dir eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen: von der technischen Architektur über Usability und Kostenstruktur bis hin zu Anpassbarkeit und langfristiger Perspektive.
Technische Basis: Wie modern sind Shopware und Magento wirklich?
Die technologische Basis ist entscheidend für Flexibilität, Performance und Zukunftsfähigkeit eines Systems. Hier punktet Shopware 6 mit einer API-first-Architektur und dem Einsatz des etablierten Symfony-Frameworks. Das bedeutet: Alle Funktionen – von der Produktpflege bis zu Bestellungen – sind über eine RESTful API ansprechbar. Diese Offenheit macht Shopware besonders geeignet für headless-Ansätze oder Progressive Web Apps (PWA), bei denen das Frontend komplett entkoppelt vom Backend arbeitet.
Darüber hinaus sorgt die moderne Codebasis für einen sauberen, wartungsfreundlichen Aufbau. Entwickler einer Shopware Agentur können neue Module integrieren, ohne tief in den Systemkern einzugreifen. Updates lassen sich in der Regel schnell und risikoarm durchführen – was für den laufenden Betrieb enorm wichtig ist.
Magento 2 dagegen basiert auf einem eigenen, komplexeren Framework, das auf Zend aufbaut. Die Architektur ist serviceorientiert (SOA), aber weniger konsequent API-first gedacht. Dennoch bietet Magento sehr weitreichende Anpassungsmöglichkeiten – insbesondere auf Enterprise-Niveau. Dafür sind aber auch deutlich höhere technische Anforderungen notwendig: Codequalität, Versionsverwaltung und Testprozesse spielen eine größere Rolle. Ohne spezialisiertes Wissen oder erfahrene Agenturen ist die Entwicklung in Magento 2 oft aufwändig und teuer.
In der Praxis heißt das: Wenn du ein technikaffines Team im Rücken hast und sehr individuelle Anforderungen umsetzen willst, kann Magento 2 die passende Wahl sein. Für ein agiles Setup, das flexibel, erweiterbar und gut wartbar ist, bietet Shopware 6 die modernere und anwenderfreundlichere Grundlage.
Benutzerfreundlichkeit: Wie intuitiv ist die Arbeit mit dem System?
Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor ist die Frage: Wie leicht lässt sich das System bedienen – auch für Nicht-Techniker?
Shopware 6 punktet hier mit einem aufgeräumten und intuitiven Backend, das sich stark am Nutzerverhalten orientiert. Die Oberfläche ist modern, logisch gegliedert und bietet viele Funktionen, die auch ohne Programmierkenntnisse genutzt werden können. Content kann per Drag-and-Drop verwaltet werden, Erlebniswelten ermöglichen ein visuelles Content-Management, und Produkte lassen sich komfortabel pflegen. Das reduziert Schulungsaufwand und erlaubt es auch kleinen Teams, viel selbst zu erledigen.
Magento 2 hingegen bietet im Backend eine immense Funktionsvielfalt, ist aber auch deutlich komplexer. Viele Einstellungen verstecken sich in Untermenüs, und für scheinbar einfache Aufgaben wie das Anlegen von Attributen, Preisstaffelungen oder Produktvarianten sind oft mehrere Schritte nötig. Das Backend wirkt stellenweise überladen, gerade für Einsteiger.
In Unternehmen mit mehreren Fachabteilungen und klar getrennten Rollen kann diese Komplexität sinnvoll sein – schließlich lassen sich Zugriffsrechte sehr granular steuern. Wenn du jedoch ein kleineres Team hast, das flexibel arbeitet und sich schnell in neue Prozesse einarbeiten muss, ist Shopware die deutlich angenehmere Lösung.
Anpassbarkeit: Wie flexibel lassen sich Prozesse und Funktionen gestalten?
In der Theorie gelten beide Systeme als hochgradig anpassbar – in der Praxis hängt die Flexibilität aber stark von der Zielgruppe ab.
Magento 2 ist bekannt für seine nahezu unbegrenzte Erweiterbarkeit. Der Code ist offen, Module lassen sich tief ins System integrieren, Workflows lassen sich fast beliebig umstrukturieren. Viele dieser Anpassungen setzen jedoch ein tiefes technisches Verständnis voraus. Auch die Integration neuer Extensions oder individueller Lösungen kann – insbesondere bei mehreren Erweiterungen – zu Konflikten oder Performance-Problemen führen, wenn sie nicht sorgfältig getestet werden.
Shopware 6 bietet ebenfalls ein modulares Erweiterungssystem – allerdings mit einem stärkeren Fokus auf Stabilität und Usability. Die Erweiterungen aus dem offiziellen Shopware Store sind standardisiert und meist mit wenigen Klicks installierbar. Eigene Plugins lassen sich sauber über die API anbinden. Besonders vorteilhaft: Die Trennung von Backend-Logik und Frontend-Design macht es möglich, Oberflächen unabhängig vom Kernsystem zu gestalten – ideal für kreative UX-Konzepte oder markenspezifische Designs.
Die Frage ist also nicht nur: Was ist technisch möglich? Sondern: Was ist für dein Team auch sinnvoll umsetzbar? Während Magento mehr Spielraum für Maßanfertigungen bietet, ist Shopware deutlich besser darin, „out of the box“ leistungsfähige und stabile Lösungen zu liefern.
Kostenstruktur: Wie transparent sind die Investitionen?
Ein ganz entscheidender Aspekt – vor allem bei der langfristigen Planung – ist die Kostenfrage. Denn hier unterscheiden sich Shopware und Magento teilweise erheblich.
Magento 2 existiert in zwei Versionen: einer kostenlosen Open-Source-Variante und einer kostenpflichtigen Enterprise-Version (auch bekannt als Adobe Commerce). Die Open-Source-Version klingt zunächst verlockend, allerdings steigen die tatsächlichen Kosten durch Entwicklung, Hosting, Wartung und regelmäßige Anpassungen schnell an. Viele Projekte bewegen sich – je nach Umfang – im mittleren fünf- bis sechsstelligen Bereich. Zudem ist der Ressourcenbedarf hoch, was wiederum die laufenden Betriebskosten beeinflusst.
Shopware 6 bietet ebenfalls eine Community Edition, aber auch verschiedene kommerzielle Lizenzmodelle. Der große Vorteil liegt in der geringeren Einstiegshürde: Viele kleinere bis mittelgroße Projekte lassen sich bereits mit der kostenlosen Variante realisieren. Die kommerziellen Versionen bringen zusätzlichen Support, garantierte Updatezyklen und professionelle Features wie B2B-Suiten oder Rule Builder. Vor allem aber: Die Kosten sind deutlich besser kalkulierbar. Hosting, Updates und Plugin-Preise sind meist günstiger als bei vergleichbaren Magento-Setups.
Wenn du auf eine klare Preisstruktur, planbare Wartungskosten und niedrigen Entwicklungsaufwand setzt, ist Shopware hier die attraktivere Lösung – besonders für mittelständische Händler mit begrenztem Budget.
Internationalisierung und Mehrsprachigkeit: Wie gut meistern Shopware und Magento globale Anforderungen?
Internationale Verkaufsstrategien gehören für viele Online-Händler heute zum Standard – sei es durch Expansion in Nachbarländer oder globale E-Commerce-Initiativen. Deshalb ist die Frage zentral: Welches System unterstützt dich besser beim Eintritt in neue Märkte?
Magento 2 wurde mit dem Anspruch entwickelt, auch große, internationale Handelsunternehmen zu bedienen. Es bietet ein starkes Multistore-Management, bei dem du mehrere Store-Views auf einer einzigen Installation verwalten kannst – z. B. für unterschiedliche Länder, Sprachen oder Marken. Jeder Store kann eigene Produkte, Inhalte, Preise, Steuersätze oder Versandregeln haben. Diese Flexibilität ist beeindruckend, kann aber in der Praxis auch schnell zu einer sehr komplexen Shopstruktur führen.
Shopware 6 verfolgt ein anderes Konzept. Auch hier kannst du mehrere Verkaufskanäle für unterschiedliche Märkte einrichten – mit eigenen Domains, Sprachen, Währungen und Steuersätzen. Aber: Die Verwaltung bleibt dabei deutlich übersichtlicher. Die Sprachausgabe wird zentral verwaltet, Preise lassen sich in mehreren Währungen definieren, und länderspezifische Regeln können über den Rule Builder ohne Programmieraufwand konfiguriert werden. Ideal für Händler, die schnell neue Märkte erschließen wollen, ohne eine komplett neue Shop-Instanz aufzusetzen.
Ein weiterer Vorteil von Shopware: Die Plattform ist DSGVO-konform und in vielen Bereichen speziell auf die Anforderungen des europäischen Marktes zugeschnitten – inklusive rechtssicherem Checkout, Cookie-Handling und Datenschutz-Einstellungen.
Kurz gesagt: Magento eignet sich für internationale Projekte mit komplexen Anforderungen und großen Teams. Shopware punktet mit einer einfachen, schnellen und stabilen Umsetzung für Händler, die pragmatisch und effizient expandieren wollen.
Erweiterbarkeit und Plugin-Ökosystem: Wie offen und zukunftssicher sind die Systeme?
Kaum ein Shop bleibt im Standardzustand – individuelle Erweiterungen, Integrationen und Automatisierungen gehören zum Alltag im E-Commerce. Doch wie gut lassen sich Shopware und Magento anpassen?
Magento 2 ist extrem mächtig. Dank offener Architektur kannst du nahezu jeden Prozess, jede Ansicht und jede Datenstruktur anpassen oder durch eigene Module ersetzen. Ob kundenspezifische Logiken, komplexe Preisregeln oder tiefgreifende Backend-Prozesse – technisch ist fast alles machbar. Allerdings ist diese Flexibilität mit einem hohen Aufwand verbunden: Jede Erweiterung muss sauber entwickelt und getestet werden, um Konflikte mit dem Core-System oder anderen Modulen zu vermeiden.
Shopware 6 geht mit einer klaren Trennung zwischen Core, API und Plugins einen stabileren Weg. Du kannst Standardfunktionen erweitern, eigene Services integrieren oder Drittanbieter-Tools über Schnittstellen anbinden – und das ohne Risiko für die Kernfunktionalität. Der Shopware Store bietet tausende geprüfte Plugins, viele davon made in Germany, mit direkter Integration in zentrale E-Commerce-Prozesse wie Zahlungsanbieter, Versanddienstleister, Buchhaltung oder Marketing.
Ein klarer Vorteil von Shopware ist die schnelle Umsetzung. Plugins lassen sich in der Regel mit wenigen Klicks installieren, sind updatefähig und erfordern kein tiefes technisches Know-how. Für viele Unternehmen ist genau das entscheidend: Anpassbarkeit ja – aber nicht um den Preis von Instabilität oder endlosen Entwicklungszyklen.
Migration und Wechsel: Der Weg von Magento zu Shopware
In den letzten Jahren haben viele Händler den Schritt gewagt und sind von Magento zu Shopware gewechselt – sei es aufgrund steigender Komplexität, Lizenzkosten oder Supportfragen. Doch wie aufwändig ist so ein Wechsel in der Praxis?
Shopware bietet ein eigenes Migrations-Tool, das gezielt auf den Import von Daten aus Magento 1 und Magento 2 ausgelegt ist. Dabei können Produkte, Kategorien, Kunden, Bestellungen und viele Grundeinstellungen übernommen werden. In komplexeren Fällen – etwa mit individuellen Attributen oder vielen Drittanbieter-Modulen – ist jedoch zusätzliches Customizing nötig.
Wichtig ist, den Systemwechsel nicht nur als technische Migration zu verstehen, sondern als Chance für einen strategischen Neuanfang. Denn häufig schleppen Händler veraltete Datenstrukturen, überladene Prozesse oder unnötige Features mit sich herum, die im neuen Shop gar nicht mehr nötig sind. Wer sauber plant, kann beim Umstieg nicht nur technologische, sondern auch prozessuale Verbesserungen erzielen.
Besonders relevant ist der Wechsel für Händler, die aktuell Magento 1 nutzen. Seit dem offiziellen Support-Ende ist ein Umstieg unvermeidlich – und viele entscheiden sich bewusst für Shopware 6, weil es einfacher zu bedienen, zukunftsfähig und kosteneffizient ist.
Marktposition und Zukunftsperspektive: Wo stehen Shopware und Magento heute?
Ein Blick auf die Marktanteile zeigt: Magento war lange Zeit eine der meistverbreiteten Open-Source-Plattformen weltweit. Doch seit der Übernahme durch Adobe und der Fokussierung auf Enterprise-Kunden hat sich die Community stark verändert. Viele kleinere und mittelgroße Händler fühlen sich zunehmend ausgeschlossen – nicht zuletzt wegen der steigenden Lizenz- und Betriebskosten der Adobe Commerce-Variante.
Shopware hingegen hat sich in den letzten Jahren vor allem im DACH-Raum zu einem echten Player entwickelt – mit wachsender Beliebtheit in Europa und Nordamerika. Die Version 6 hat viele Schwächen älterer Releases beseitigt und durch moderne Technologien ersetzt. Gleichzeitig setzt Shopware stark auf Community, Partnerschaften und Open Source – mit dem Ziel, ein zugängliches und gleichzeitig skalierbares System zu bieten.
Auch bei der Weiterentwicklung zeigt sich ein Unterschied: Adobe verfolgt eine stark unternehmenszentrierte Roadmap – mit Fokus auf große Kunden und integrierte Marketing-Clouds. Shopware hingegen entwickelt sich offen und modular weiter – mit Fokus auf Flexibilität, Erweiterbarkeit und eine starke Plugin-Community.
Fazit: Shopware oder Magento – was passt besser zu deinem Projekt?
Die Entscheidung zwischen Shopware 6 und Magento 2 hängt weniger von reinen Leistungsdaten ab, sondern vielmehr von deinem Geschäftsmodell, deinen Ressourcen und deinen Wachstumszielen.
Wenn du ein großes, technikorientiertes Team hast, komplexe internationale Anforderungen bedienen willst und bereit bist, in ein Enterprise-System mit langer Einführungsphase zu investieren, dann kann Magento 2 (bzw. Adobe Commerce) das richtige System für dich sein.
Suchst du jedoch nach einer modernen, flexiblen und anwenderfreundlichen Plattform, mit der du schnell starten, effizient wachsen und auch mit begrenzten Ressourcen professionell arbeiten kannst, dann spricht vieles für Shopware 6.
Die zentrale Frage lautet also nicht: Welches System ist besser? Sondern: Welches System passt besser zu dir? Und genau diese Antwort findest du, wenn du deine Anforderungen ehrlich analysierst – und dir die nötige Zeit für einen fundierten Vergleich nimmst. Denn dein Shopsystem ist keine Software von der Stange – sondern das Rückgrat deines digitalen Erfolgs.