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GW-Netto in JTL-Wawi: Weshalb Du diesen Lagerwert kennen musst

Tim Kelle
Tim Kelle | - JTL
GW-Netto in JTL-Wawi: Weshalb Du diesen Lagerwert kennen musst
12:14
 

Wenn Du mit JTL-Wawi arbeitest, begegnet Dir früher oder später der Begriff „GW-Netto“. Vielleicht hast Du ihn im Artikelstamm gesehen, vielleicht in einem Bericht oder bei einem Lagerwertexport. Oft sorgt diese Abkürzung für Verwirrung – vor allem, wenn man nicht täglich mit Buchhaltung oder Lagerbewertung zu tun hat. Dabei ist der GW-Netto-Wert alles andere als nebensächlich: Er ist eine zentrale Kennzahl, die Dir hilft, Dein Lager besser zu verstehen, Bestände korrekt zu bewerten und wirtschaftlich fundierte Entscheidungen zu treffen.

In diesem Artikel erfährst Du, was GW-Netto in JTL-Wawi genau bedeutet, wie sich dieser Wert zusammensetzt und in welchem Zusammenhang er mit dem durchschnittlichen EK (Einkaufspreis) steht. Wir schauen uns auch an, wie sich dieser Wert im Alltag verändert, welche praktischen Einsatzmöglichkeiten er bietet und worauf Du achten solltest, um korrekte Werte in Deinem System zu haben.

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Was genau ist der GW-Netto-Wert in JTL-Wawi?

Der Begriff „GW-Netto“ steht für Gesamtwert Netto und bezieht sich auf den Lagerwert eines Artikels – allerdings ohne die gesetzliche Mehrwertsteuer. In JTL-Wawi errechnet sich dieser Wert ganz einfach nach folgender Formel:

GW-Netto = Lagerbestand × durchschnittlicher Einkaufspreis (netto)

Das bedeutet: Wenn Du von einem Artikel 100 Stück im Lager hast und der durchschnittliche EK netto liegt bei 5 €, beträgt der GW-Netto 500 €.

Entscheidend ist, dass dieser Wert automatisch durch JTL-Wawi berechnet wird. Du musst ihn also nicht selbst manuell erfassen oder anpassen. Sobald Du einen Wareneingang verbuchst oder eine Lagerkorrektur vornimmst, wird der GW-Netto entsprechend neu berechnet. Wichtig: Der Wert basiert immer auf dem aktuellen durchschnittlichen Einkaufspreis, der dynamisch angepasst wird, sobald Du neue Ware einkaufst – und das macht ihn so aussagekräftig.

Wie entsteht der durchschnittliche EK in JTL?

Um den GW-Netto-Wert zu verstehen, musst Du wissen, wie sich der durchschnittliche Einkaufspreis (EK) zusammensetzt. JTL verwendet für die Berechnung des EKs das Prinzip des gewichteten Durchschnitts. Das bedeutet: Wenn Du einen Artikel mehrfach zu unterschiedlichen Preisen einkaufst, wird nicht einfach der letzte Einkaufspreis übernommen, sondern ein Durchschnitt aus allen bisherigen Wareneingängen, gewichtet nach Menge und Preis.

Ein Beispiel:

  • Lieferung: 100 Stück à 4,00 € = 400 €
  • Lieferung: 50 Stück à 5,00 € = 250 €

→ Gesamt: 150 Stück für 650 €
→ Durchschnittlicher EK: 650 € ÷ 150 = 4,33 €

Dieser EK-Wert wird dann bei der nächsten Berechnung des GW-Netto zugrunde gelegt.

Das bedeutet: Der durchschnittliche EK ist keine fixe Größe, sondern ein dynamischer Wert, der sich mit jedem Wareneingang oder jeder Umbuchung verändern kann. Und genau dieser EK ist die Grundlage für den GW-Netto-Wert, den Du in JTL siehst.

Wo finde ich den GW-Netto-Wert in JTL-Wawi?

Der GW-Netto-Wert wird Dir an mehreren Stellen innerhalb von JTL-Wawi angezeigt – insbesondere im Reiter „Lager“ der Artikeldetails. Hier findest Du neben dem aktuellen Bestand auch den durchschnittlichen EK, den letzten EK und eben den berechneten Gesamtwert Netto.

Darüber hinaus kannst Du den GW-Netto auch in Lagerauswertungen, Exportvorlagen und bestimmten Standardberichten ausgeben lassen. Besonders relevant ist das zum Beispiel bei:

  • Inventurlisten
  • Lagerwertberichten
  • Abstimmungen mit der Buchhaltung
  • Jahresabschlüssen bzw. Monatsreportings

Der Wert eignet sich also nicht nur für interne Auswertungen, sondern spielt auch im Kontakt mit Steuerberatern oder Betriebsprüfern eine Rolle.

Was bringt Dir der GW-Netto-Wert konkret im Tagesgeschäft?

Jetzt fragst Du Dich vielleicht: Warum sollte ich mich mit dem GW-Netto-Wert überhaupt beschäftigen? Ganz einfach – weil er Dir hilft, mehr Kontrolle über Dein Lager und Deine Wirtschaftlichkeit zu gewinnen.

Hier einige typische Anwendungsfälle aus dem Alltag:

🔹 1. Lagerbewertung

Der GW-Netto-Wert zeigt Dir, wie viel Dein aktueller Lagerbestand (ohne MwSt.) wert ist. Damit hast Du eine valide Grundlage für betriebswirtschaftliche Entscheidungen. Gerade bei stark wachsenden oder saisonalen Sortimenten ist es wichtig zu wissen, wo wie viel Kapital gebunden ist.

🔹 2. Preisgestaltung

Wer seinen durchschnittlichen EK kennt, kann besser kalkulieren. Du kannst zum Beispiel Preisuntergrenzen definieren, die auf dem durchschnittlichen EK basieren – etwa für Rabattaktionen oder Marktplatzpreise. Damit schützt Du Deine Marge.

🔹 3. Sortimentssteuerung

Wenn Du den GW-Netto-Wert über verschiedene Warengruppen hinweg vergleichst, siehst Du, welche Produktbereiche hohe Lagerwerte verursachen – und wo Du vielleicht zu viel Kapital bindest, ohne dass entsprechende Umsätze generiert werden. Diese Erkenntnisse helfen Dir beim Sortiments-Controlling.

🔹 4. Erkennung von Ladenhütern

Im Zusammenspiel mit Verkaufszahlen lässt sich der GW-Netto-Wert auch nutzen, um sogenannte „Penner-Artikel“ zu identifizieren – also Produkte, die seit Monaten im Lager liegen und kaum Absatz finden. Durch gezielte Abverkaufsmaßnahmen kannst Du hier Liquidität freisetzen.

Unterschiede zu anderen Einkaufspreisen in JTL

In JTL-Wawi werden Dir je Artikel meist mehrere Einkaufspreise angezeigt:

  • Letzter EK: Der Preis der letzten Lieferung
  • Standard-EK: Manuell eingetragener Referenzwert
  • Durchschnittlicher EK: Dynamisch berechneter Durchschnittswert

Nur der durchschnittliche EK fließt in die GW-Netto-Berechnung ein. Warum? Weil er am besten widerspiegelt, was Dich der Lagerbestand real gekostet hat – unabhängig von einzelnen Preisschwankungen oder einmaligen Einkaufsschnäppchen.

Der durchschnittliche EK ist somit die wirtschaftlich realistischste Grundlage zur Bewertung Deiner Lagerware.

Wie GW-Netto und durchschnittlicher EK Deine Schnittstellenstrategie beeinflussen

Viele JTL-Nutzer setzen auf eine Multichannel-Strategie – mit angebundenen Marktplätzen wie Netto, Tchibo, Norma24, Lidl und weiteren. Wer über JTL-Wawi automatisiert an diese Plattformen liefert, muss dabei nicht nur Bestände und Preise im Griff haben, sondern auch sicherstellen, dass die Kalkulationen wirtschaftlich tragfähig sind.

Dabei gilt: Der GW-Netto-Wert selbst wird nicht direkt an die Marktplätze übertragen, doch seine Bedeutung im Hintergrund ist nicht zu unterschätzen. Besonders bei der Preisfindung spielt der durchschnittliche EK eine zentrale Rolle, da er bei vielen Tools und Plugins zur dynamischen Preissteuerung verwendet wird.

Du kannst zum Beispiel:

  • Preisuntergrenzen definieren, die sich am durchschnittlichen EK orientieren (z. B. EK + 10 %)
  • Verlustvermeidung aktiv steuern, indem Du keine Produkte mehr unterhalb der EK-Schwelle ausspielst
  • Marktplatz-Strategien ausrichten, etwa indem Du absatzstarke Produkte trotz niedriger Marge auf Netto oder Tchibo pushst, während margenschwache Penner aus dem Angebot genommen werden

Durch den GW-Netto-Wert kannst Du besser beurteilen, welche Produkte sich wirklich lohnen – unabhängig vom Verkaufspreis. Gerade bei wechselnden Einkaufskonditionen oder großen Sortimenten ist diese Transparenz Gold wert.

GW-Netto und betriebswirtschaftliche Steuerung: Mehr als nur ein Lagerwert

Viele Händler betrachten den GW-Netto-Wert zunächst als reine Bestandsgröße. Dabei ist er auch ein wertvoller Indikator für die betriebswirtschaftliche Analyse und strategische Planung.

📊 Kapitalbindung erkennen

Wenn Du Dir regelmäßig die GW-Netto-Werte pro Warengruppe oder Artikel anschaust, siehst Du sofort, wo wie viel Kapital gebunden ist. Ein hoher Lagerwert bei Artikeln mit geringer Umschlagshäufigkeit ist ein Warnsignal – hier liegt Liquidität brach.

Du kannst z. B.:

  • gezielt Abverkäufe anstoßen
  • das Sortiment entschlacken
  • die Einkaufsstrategie anpassen, um künftig nur bedarfsgerecht zu bestellen

💡 Absatzdaten mit Lagerwerten kombinieren

Noch spannender wird es, wenn Du Verkaufszahlen (z. B. aus dem JTL-Ameise-Export oder aus Berichten) mit den jeweiligen GW-Netto-Werten kombinierst. Du erkennst sofort:

  • Welche Artikel einen hohen Lagerwert und geringen Absatz haben (klassische Penner)
  • Welche Produkte mit niedrigem Lagerwert stark rotieren (Renner)
  • Wo sich das Verhältnis zwischen Einkaufskosten und Verkaufserfolg wirtschaftlich lohnt
Illustration eines Mitarbeiters mit Paket und Klemmbrett, der vor einem Wagen mit Versandkartons steht – Symbol für Logistik oder Lagerverwaltung.

Lagerwertoptimierung mit Hilfe von GW-Netto: So gehst Du strategisch vor

Um das volle Potenzial aus dem GW-Netto-Wert zu schöpfen, solltest Du regelmäßig Deine Lagerdaten analysieren – am besten monatlich oder quartalsweise. Folgende Maßnahmen helfen Dir, die Wirtschaftlichkeit Deines Warenlagers zu verbessern:

1. Sortiment priorisieren

Identifiziere Artikel mit hohem GW-Netto-Wert, aber niedrigem Absatz. Reduziere den Einkauf dieser Produkte, bis sich der Bestand normalisiert hat.

2. Rabattaktionen gezielt einsetzen

Plane Aktionen für Produkte mit überhöhten Lagerwerten, um Kapital zu lösen. Mit dem Wissen um den durchschnittlichen EK kannst Du Rabatte so steuern, dass sie noch rentabel bleiben.

3. Schnittstellen strategisch bespielen

Veröffentliche nur wirtschaftlich sinnvolle Artikel auf Marktplätzen, bei denen Du trotz Gebühren eine ausreichende Marge erzielst – basierend auf dem Durchschnitts-EK.

4. Einkaufsprozesse anpassen

Vermeide Überbestellungen bei Artikeln mit hoher Lagerdauer. Automatisierte Nachbestellmengen in JTL-Wawi lassen sich so konfigurieren, dass sie sich an realen Abverkaufswerten orientieren – abgestimmt auf die Kapitalbindung.

5. Liquiditätsplanung einbeziehen

Wenn Du weißt, welcher GW-Netto-Wert im Lager steckt, kannst Du Deine Liquiditätsreserven besser planen. Das ist besonders wichtig in umsatzschwachen Zeiten oder bei saisonalen Schwankungen.

Fehler vermeiden: So stellst Du sicher, dass GW-Netto korrekt berechnet wird

Damit Deine Zahlen belastbar sind, müssen alle relevanten Buchungen und Prozesse in JTL sauber abgebildet sein. Typische Stolperfallen, die den GW-Netto-Wert verfälschen können:

  • ❗️ Fehlende EK-Einträge bei Wareneingängen
    → Achte darauf, dass jeder Wareneingang mit einem korrekten Netto-EK verbucht wird.
  • ❗️ Rückbuchungen und Umbuchungen ohne Bezug zum EK
    → Stelle sicher, dass Umbuchungen zwischen Lagern oder Rückläufer korrekt erfasst werden.
  • ❗️ Nicht durchgeführte Inventuren
    → Ein falsch ausgewiesener Bestand führt zwangsläufig zu einem verfälschten GW-Netto.

Ein gutes Kontrollinstrument sind regelmäßige Lagerbewertungslisten, die Du z. B. über die JTL-Ameise oder Custom-Reports exportieren kannst. So behältst Du den Überblick über den Lagerwert auf Artikel- und Warengruppenebene.

Fazit: GW-Netto als Schlüssel zu besserer Wirtschaftlichkeit im E-Commerce

Der GW-Netto-Wert ist weit mehr als eine technische Kennzahl in JTL-Wawi. Richtig eingesetzt, hilft er Dir dabei, wirtschaftlich zu denken, Prozesse zu optimieren und Dein Sortiment strategisch zu steuern. Zusammen mit dem durchschnittlichen EK bildet er die Basis für fundierte Entscheidungen rund um Einkauf, Lagerhaltung, Preisstrategie und Multichannel-Vertrieb.

Ob Du den Kapitalbedarf für Dein Lager abschätzen, die Preisuntergrenze für Marktplätze festlegen oder einfach nur wissen möchtest, welche Artikel wirklich Geld binden – mit dem GW-Netto-Wert in JTL hast Du ein leistungsstarkes Werkzeug an der Hand.

Und das Beste: Alles basiert auf Daten, die JTL-Wawi ohnehin automatisch sammelt. Du musst nur lernen, sie zu lesen und für Dich zu nutzen. Wenn Du diesen Schritt gehst, wird aus „GW-Netto“ nicht nur eine Zahl in der Artikelverwaltung – sondern ein echter Gamechanger für Deinen wirtschaftlichen Erfolg.

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