In einem gut organisierten Lager dreht sich alles um Präzision, Rückverfolgbarkeit und verlässliche Prozesse. Je größer der Warenfluss und je sensibler die Artikel – etwa in der Lebensmittel-, Kosmetik- oder Medizintechnikbranche – desto wichtiger wird die Fähigkeit, jede Produktbewegung genau nachvollziehen zu können. An diesem Punkt kommt die Chargenverwaltung ins Spiel – und mit JTL Charge steht Dir ein integriertes Werkzeug zur Verfügung, das Dir diese Nachverfolgbarkeit auf Produktebene ermöglicht.
In diesem Artikel erfährst Du, wie Du mit JTL Charge effektiv arbeitest, warum Chargen weit mehr als nur eine technische Spielerei sind und wie sich das Ganze mit Seriennummern und Lagerfunktionen wie dem Umlagern sinnvoll kombinieren lässt.
Eine Charge (auch Los genannt) bezeichnet eine bestimmte Menge eines Produkts, die unter identischen Bedingungen produziert, verarbeitet oder geliefert wurde. Ziel ist es, diese Produkte zusammengehörig zu behandeln – sei es beim Einlagern, Kommissionieren oder im Falle eines Rückrufs.
Gerade in Branchen, die gesetzlichen Anforderungen unterliegen, ist das Pflicht: Wenn ein Produkt fehlerhaft ist oder aus dem Verkehr gezogen werden muss, kannst Du über die Chargennummer exakt ermitteln, welche Kunden das Produkt erhalten haben, wann es eingelagert wurde und wo es sich aktuell befindet.
Die Vorteile auf einen Blick:
Rechtssicherheit und Rückverfolgbarkeit
Du erfüllst die Anforderungen von Behörden und kannst jederzeit genaue Auskunft geben.
Effizientes Qualitätsmanagement
Bei Problemen erkennst Du Muster – etwa wenn bestimmte Chargen öfter reklamiert werden.
Reduzierung von Ausschuss und Verlusten
Dank besserer Kontrolle über Haltbarkeiten und Verfallsdaten.
Bevor Du mit der Chargenverfolgung starten kannst, musst Du den Artikel in JTL-Wawi als chargenpflichtig markieren. Das geschieht in der Artikelverwaltung unter den erweiterten Einstellungen. Sobald das aktiviert ist, lassen sich alle zukünftigen Lagerbewegungen – vom Wareneingang bis zum Versand – nur noch mit einer zugewiesenen Charge durchführen.
Beim Wareneingang gibst Du dann neben der gelieferten Menge auch die entsprechende Charge ein, zum Beispiel:
Charge: 2024-001 / MHD: 30.09.2025.
Diese Informationen werden dauerhaft mit dem Lagerbestand verknüpft und bleiben bei jeder Lagerbewegung sichtbar – selbst bei einer späteren Umlagerung oder Rücksendung.
Besonders hilfreich ist, dass Du zusätzlich ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) oder ein Produktionsdatum erfassen kannst. So kannst Du Deine Lagerlogistik darauf ausrichten, Produkte mit kurzem Verfallsdatum zuerst zu versenden (Stichwort: FIFO oder FEFO).
Im Alltag kommt es häufig vor, dass Artikel von einem Lagerplatz auf einen anderen verschoben werden – sei es zur Optimierung der Kommissionierwege oder weil neue Regale in Betrieb genommen werden. JTL-WMS macht diese Umlagerung einfach – und bezieht dabei die Charge automatisch mit ein.
Ein Beispiel:
Du hast 150 Stück eines Artikels auf Lager – davon 100 mit der Charge 2024-001 und 50 mit 2024-002. Wenn Du nun 30 Stück umlagern willst, wirst Du gezielt gefragt, welche Charge(n) betroffen sein sollen. Die Lagerbewegung erfolgt also nicht willkürlich, sondern stets mit klarer Dokumentation, welche Charge auf welchen Lagerplatz verschoben wurde.
Das bringt gleich mehrere Vorteile:
Vermeidung von Vermischung unterschiedlicher Chargen auf einem Platz
Transparenz bei späteren Qualitätskontrollen oder Rückrufen
Schnellere Entscheidungsprozesse bei Kommissionierung oder Bestandsprüfung
Ein häufiger Irrtum besteht darin, Chargen und Seriennummern als Synonyme zu verstehen – dabei erfüllen sie unterschiedliche Aufgaben:
Chargen gruppieren Produkte, die gemeinsam produziert oder geliefert wurden. Du erhältst damit eine Rückverfolgbarkeit auf Chargenebene.
Seriennummern dagegen kennzeichnen einzelne, individuelle Produkte. Das ist z. B. bei Geräten, Maschinen oder Elektronik relevant.
Mit JTL kannst Du sogar beides kombinieren: Du ordnest einer Charge mehrere Seriennummern zu. Das ist dann sinnvoll, wenn Du z. B. Smartphones verkaufst, die zwar aus derselben Charge stammen, aber einzeln identifizierbar sein müssen.
Diese Kombination ist besonders hilfreich bei:
Garantie- und Servicefällen, bei denen die Seriennummer entscheidend ist, aber die Charge zusätzlich Rückschlüsse auf größere Probleme ermöglicht.
Retourenbearbeitung, wenn Du bei Rücksendungen genau nachvollziehen willst, ob ein Serienfehler vorliegt oder ob nur ein Einzelfall betroffen ist.
Lieferantenbewertung, wenn sich Qualitätsmängel nur in bestimmten Chargen oder Seriengruppen häufen.
Ein weiterer Vorteil von JTL Charge: Die Verwaltung funktioniert nicht nur in der Wawi, sondern lässt sich auch mit JTL-WMS Mobile direkt am Lagerplatz nutzen. Über ein mobiles Gerät (z. B. MDE oder Tablet) kannst Du beim Wareneingang, bei Umlagerungen oder Kommissionierungen sofort die richtige Charge auswählen oder per Barcode erfassen.
Das beschleunigt die Prozesse erheblich und reduziert die Fehlerquote – vor allem in großen Lagern oder bei wechselnden Lagerteams.
Die Theorie und die grundlegenden Funktionen hast Du im ersten Teil kennengelernt. Jetzt geht es darum, wie Du die Chargenverwaltung mit JTL ganz konkret in Deinen Lageralltag integrierst – und zwar so, dass sie Dir wirklich Arbeit abnimmt und nicht zusätzliche Komplexität verursacht. Denn richtig eingesetzt, kann JTL Charge helfen, Prozesse zu automatisieren, Fehler zu vermeiden und sogar Kosten zu senken.
Damit Du das volle Potenzial ausschöpfst, schauen wir uns typische Anwendungsszenarien und Optimierungsmöglichkeiten genauer an.
Wenn Du mit Produkten arbeitest, die ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) besitzen – etwa Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika oder medizinische Artikel – ist es entscheidend, die richtigen Lagerstrategien einzusetzen. Mit JTL Charge kannst Du jedem Artikelbestand ein MHD zuweisen und Deine Kommissionierung entsprechend steuern.
Über sogenannte Pickstrategien in JTL-WMS (wie FIFO oder FEFO) kannst Du sicherstellen, dass automatisch die Artikel zuerst entnommen werden, deren Haltbarkeitsdatum am nächsten liegt. Das reduziert Verluste durch abgelaufene Ware erheblich und verbessert die Lagerrotation. Gerade bei saisonalen Produkten oder Angeboten mit kurzer Lebensdauer ist das ein echter Effizienzfaktor.
Tipp: Stelle sicher, dass Dein Lagerteam weiß, wie wichtig eine saubere Eingabe des MHDs beim Wareneingang ist – denn nur so funktioniert die automatische Steuerung im Alltag zuverlässig.
Ein besonders wichtiger Vorteil von JTL Charge zeigt sich in kritischen Situationen: Wenn es zu Reklamationen oder gar Rückrufaktionen kommt. Mit sauber gepflegten Chargen kannst Du auf Knopfdruck nachvollziehen:
Wann der Artikel in Dein Lager kam
Von welchem Lieferanten er stammt
Welche Kunden die betroffene Charge erhalten haben
Auf welchem Lagerplatz sich noch Restbestände befinden
Diese Rückverfolgbarkeit ist in vielen Branchen nicht nur sinnvoll, sondern gesetzlich vorgeschrieben – etwa in der Lebensmittel- oder Pharmabranche. Aber auch bei Elektronik oder Werkzeugen mit Serienfehlern ist eine schnelle Identifikation der betroffenen Ware Gold wert.
In Kombination mit Seriennummern kannst Du die Nachverfolgung sogar auf einzelne Artikel ausweiten. So minimierst Du Streuverluste bei Rückrufen und schützt gleichzeitig Deine Kundenbeziehung – weil Du gezielt nur betroffene Bestellungen kontaktierst.
Im Lager passieren Fehler – sei es durch fehlerhafte Buchungen, beschädigte Ware oder nicht korrekt verbuchte Rücksendungen. Mit JTL-WMS Mobile hast Du die Möglichkeit, direkt im Lager Korrekturbuchungen vorzunehmen. Und das Beste: Auch dabei lassen sich Chargen korrekt zuordnen.
Das bedeutet, wenn Du z. B. feststellst, dass zehn Stück einer Charge versehentlich auf einem falschen Lagerplatz gebucht wurden, kannst Du das direkt über das mobile Endgerät anpassen. So bleibt die Charge korrekt dokumentiert, und Du vermeidest, dass Lagerplätze falsche Bestände anzeigen.
Gerade in großen Lagern mit vielen beweglichen Einheiten hilft das, Ordnung zu halten und spätere Kommissionierfehler zu vermeiden.
Wie im ersten Teil beschrieben, bieten Seriennummern eine zusätzliche Ebene der Rückverfolgbarkeit. In vielen Fällen reicht die Chargenverfolgung aus, aber bei bestimmten Produktarten – z. B. bei Elektronikgeräten, Maschinen oder hochpreisigen Artikeln – ist eine individuelle Kennzeichnung jedes einzelnen Artikels notwendig.
JTL bietet Dir die Möglichkeit, beides zu kombinieren:
Die Charge dient zur Zuordnung zu einem Produktionslos
Die Seriennummer identifiziert den einzelnen Artikel innerhalb der Charge
Beispiel: Du erhältst eine Lieferung von 50 Laptops, alle aus derselben Produktionscharge. Jeder Laptop hat aber eine eigene Seriennummer, die Du beim Wareneingang hinterlegst. Wenn später ein Gerät reklamiert wird, kannst Du anhand der Seriennummer nicht nur den einzelnen Artikel identifizieren, sondern auch prüfen, ob weitere Geräte aus derselben Charge betroffen sein könnten.
Das eröffnet Dir zusätzliche Möglichkeiten im Service- und Qualitätsmanagement, etwa:
Serienfehler schnell erkennen
Lieferanten gezielt zur Nachbesserung auffordern
Rücksendungen differenzierter bewerten
Damit Chargenverwaltung nicht zur Stolperfalle wird, sondern echten Mehrwert bringt, solltest Du auf klar strukturierte Prozesse achten. Hier ein paar bewährte Best Practices:
Definiere klare Zuständigkeiten
Wer bucht die Charge beim Wareneingang ein? Wer kontrolliert MHDs? Wer darf Korrekturen vornehmen?
Vermeide manuelle Eingaben, wo möglich
Arbeite mit Barcodes und scanne Chargeninformationen, um Tippfehler zu vermeiden.
Nutze das Berichtswesen in JTL-Wawi
Erstelle regelmäßige Berichte zu Chargenbeständen, MHDs und Lagerbewegungen. Das hilft, Engpässe und Probleme frühzeitig zu erkennen.
Schule Dein Lagerteam regelmäßig
Neue Prozesse oder Fehlerquellen sollten schnell aufgearbeitet und transparent gemacht werden. Nur wenn das gesamte Team die Bedeutung der Chargenverfolgung versteht, funktioniert das System zuverlässig.
Die Einführung einer funktionierenden Chargenverwaltung kann im ersten Moment wie ein Mehraufwand wirken – vor allem, wenn Du bisher ohne gearbeitet hast. Doch der Nutzen zeigt sich schnell: mehr Transparenz, bessere Kontrolle, weniger Verluste und ein professionelleres Auftreten gegenüber Kunden und Behörden.
Mit JTL Charge hast Du ein Werkzeug zur Hand, das sich nahtlos in Deine bestehende Infrastruktur einfügt. Ob beim Wareneingang, beim Umlagern, in der Kommissionierung oder im Retourenprozess – die Charge begleitet den Artikel durch den gesamten Warenfluss.
Und in Kombination mit Seriennummern, MHD-Verwaltung und mobilen Prozessen im Lager hast Du ein System, das nicht nur mitwächst, sondern Dich auch bei komplexen Anforderungen nicht im Stich lässt.
Wenn Du Deine Lagerlogistik sicherer, strukturierter und zukunftsfähiger aufstellen willst, ist die Chargenverwaltung mit JTL ein wichtiger Schritt in genau diese Richtung.