Es ist Montagmorgen, 9:00 Uhr. Dein Shopware-Shop läuft seit zwei Jahren erfolgreich, die Kundenzahl wächst stetig. Plötzlich klingelt das Telefon: "Unser Online-Shop lädt so langsam, dass Kunden abspringen!" Was vor einem Jahr noch problemlos funktionierte, bricht jetzt unter der Last zusammen. Der Grund? Ein Webserver, der nicht für wachsende Anforderungen ausgelegt ist.
Diese Situation kennst du vielleicht selbst oder hast davon gehört. Die Wahl zwischen Apache und Nginx als Webserver für deinen Shopware-Shop ist mehr als nur eine technische Entscheidung – sie bestimmt maßgeblich, wie gut dein Shop auch unter steigender Belastung performt.
Bevor wir in die Details von Apache vs Nginx eintauchen, lass uns klären, was ein Webserver überhaupt macht. Stell dir vor, dein Webserver ist wie ein Empfangschef in einem Hotel. Wenn ein Kunde deine Shop-URL eingibt oder auf einen Google-Link klickt, schickt sein Browser eine Anfrage an deinen Server. Der Webserver nimmt diese Anfrage entgegen, verarbeitet sie und liefert das gewünschte Ergebnis zurück – sei es die Startseite, eine Produktdetailseite oder der Warenkorb.
Bei einem Shopware-Shop ist dieser Prozess besonders komplex: Der Webserver muss nicht nur statische Dateien wie Bilder oder CSS-Dateien ausliefern, sondern auch dynamische PHP-Anfragen verarbeiten. Diese kommunizieren mit der Datenbank, laden Produktinformationen, berechnen Preise und generieren individualisierte Seiten für jeden Besucher.
Die Performance deines Webservers entscheidet also darüber, ob deine Kunden eine blitzschnelle Shopping-Erfahrung haben oder frustriert abspringen, weil die Seiten zu langsam laden.
Apache HTTP Server ist seit 1995 am Markt und war lange Zeit der unangefochtene Standard für Webserver. Für Shopware-Betreiber bringt Apache einige überzeugende Vorteile mit:
Apache ist extrem flexibel und bietet verschiedene Verarbeitungsmodelle (MPMs), die du je nach Anforderungen deines Shops anpassen kannst. Das mpm_prefork
-Modul startet für jede Anfrage einen eigenen Prozess – perfekt für die Zusammenarbeit mit PHP, da es absolut thread-sicher ist. Für moderne Shopware-Installationen empfiehlt sich jedoch mpm_event
in Kombination mit PHP-FPM, da diese Konfiguration HTTP/2 unterstützt und deutlich bessere Performance bietet.
Ein großer Pluspunkt ist Apaches Unterstützung für .htaccess
-Dateien. Diese ermöglichen es dir, URL-Rewrites, Weiterleitungen und Caching-Regeln direkt im Verzeichnis zu konfigurieren, ohne die Hauptkonfiguration zu ändern. Shopware nutzt diese Funktion intensiv für suchmaschinenfreundliche URLs und Performance-Optimierungen.
Der traditionelle Ansatz von Apache zeigt bei steigender Besucherzahl schnell Schwächen. Jede Verbindung benötigt einen eigenen Thread oder Prozess, was bei vielen gleichzeitigen Besuchern zu enormem Speicherverbrauch führt. Wenn dein Shop 500 gleichzeitige Besucher hat, kann Apache schnell mehrere Gigabyte RAM verbrauchen.
Besonders problematisch wird es, wenn Besucher lange auf der Seite bleiben oder der Server langsam antwortet. Dann bleiben Apache-Prozesse "hängen" und blockieren Ressourcen für neue Anfragen.
Nginx wurde 2004 entwickelt, um genau die Probleme zu lösen, die Apache bei hoher Last zeigt. Für wachsende Shopware-Shops bringt Nginx entscheidende Vorteile:
Nginx verwendet eine völlig andere Architektur als Apache. Statt für jede Verbindung einen eigenen Thread zu starten, arbeitet Nginx mit wenigen Worker-Prozessen, die tausende Verbindungen gleichzeitig verwalten können. Das funktioniert durch ein asynchrones, ereignisgesteuertes System.
Praktisch bedeutet das: Wenn 1000 Besucher gleichzeitig deinen Shop aufrufen, startet Nginx nicht 1000 Prozesse, sondern verwaltet alle Anfragen mit nur wenigen Worker-Prozessen. Das spart enorm Speicher und CPU-Ressourcen.
Besonders stark ist Nginx beim Ausliefern statischer Inhalte wie Produktbildern, CSS-Dateien oder JavaScript. Diese Dateien werden extrem schnell und ressourcenschonend an die Browser gesendet.
Nginx kann PHP nicht direkt verarbeiten – im Gegensatz zu Apache. Für dynamische Inhalte muss Nginx die Anfragen an einen separaten PHP-FPM-Service weiterleiten. Das ist kein Nachteil, erfordert aber etwas mehr Konfigurationsaufwand.
Nginx unterstützt keine .htaccess
-Dateien. Alle URL-Rewrites und Konfigurationen müssen in der zentralen Nginx-Konfiguration vorgenommen werden. Das kann für Shopware-Betreiber, die gewohnt sind, Änderungen über .htaccess
zu machen, eine Umstellung bedeuten.
Um die Performance-Unterschiede zu verstehen, schauen wir uns konkrete Szenarien aus dem Shopware-Alltag an:
Szenario 1: Kleiner Shop mit wenigen Besuchern
Bei einem Shop mit 10-50 gleichzeitigen Besuchern zeigen beide Webserver ähnliche Performance. Apache ist hier sogar einfacher zu konfigurieren und zu verwalten.
Szenario 2: Wachsender Shop mit mittlerem Traffic
Ab 100-200 gleichzeitigen Besuchern beginnt Nginx seine Stärken auszuspielen. Während Apache bereits mehrere Gigabyte RAM benötigt, läuft Nginx mit deutlich weniger Ressourcen und bleibt dabei schneller.
Szenario 3: Großer Shop mit hohem Traffic
Bei 500+ gleichzeitigen Besuchern ist Nginx klar im Vorteil. Apache würde hier massive Server-Ressourcen benötigen oder unter der Last zusammenbrechen.
Kriterium | Apache | Nginx |
---|---|---|
Speicherverbrauch | Hoch bei vielen Verbindungen | Konstant niedrig |
CPU-Effizienz | Mittel | Hoch |
Statische Dateien | Gut | Exzellent |
PHP-Performance | Gut (mit mod_php) | Sehr gut (mit PHP-FPM) |
Konfiguration | Einfach (.htaccess) | Komplex, aber performant |
Skalierbarkeit | Begrenzt | Exzellent |
Für die meisten Shopware-Shops empfehle ich eine moderne Nginx-Konfiguration mit PHP-FPM. Diese Kombination bietet die beste Balance aus Performance, Skalierbarkeit und Zukunftssicherheit.
server {
listen 80;
server_name dein-shop.de;
root /var/www/shopware/public;
index index.php;
# Shopware-spezifische Rewrites
location / {
try_files $uri $uri/ /index.php$is_args$args;
}
# PHP-Verarbeitung
location ~ \.php$ {
fastcgi_pass unix:/var/run/php/php8.1-fpm.sock;
fastcgi_index index.php;
include fastcgi_params;
fastcgi_param SCRIPT_FILENAME $document_root$fastcgi_script_name;
}
# Statische Dateien cachen
location ~* \.(jpg|jpeg|png|gif|css|js|ico|svg)$ {
expires 1y;
add_header Cache-Control "public, immutable";
}
}
; Pool-Konfiguration
pm = dynamic
pm.max_children = 50
pm.start_servers = 5
pm.min_spare_servers = 5
pm.max_spare_servers = 35
pm.max_requests = 500
; Memory-Limits für Shopware
memory_limit = 512M
max_execution_time = 300
Die Wahl des richtigen Webservers hängt von verschiedenen Faktoren ab:
.htaccess
legstViele erfolgreiche Shopware-Shops nutzen eine Kombination aus beiden: Nginx als Frontend für statische Inhalte und Apache als Backend für PHP-Verarbeitung. Diese Konfiguration bietet das Beste aus beiden Welten.
Wenn du aktuell Apache nutzt und zu Nginx wechseln möchtest, ist eine schrittweise Migration empfehlenswert:
.htaccess
-Regeln zur Nginx-SyntaxUnabhängig von deiner Webserver-Wahl ist kontinuierliches Monitoring entscheidend für optimale Performance:
Bei der Webserver-Wahl solltest du auch zukunftige Entwicklungen berücksichtigen. Nginx ist hier oft schneller bei der Implementierung neuer Standards:
Nginx unterstützt bereits HTTP/3 (QUIC), während Apache noch in der Entwicklung ist. Für zukunftssichere Shopware-Installationen ist das ein wichtiger Faktor.
Die Webserver-Wahl beeinflusst auch deine Hosting-Entscheidungen:
Shared Hosting:
Meist Apache-basiert, für kleine Shops ausreichend, begrenzte Konfigurationsmöglichkeiten.
VPS/Dedicated Server:
Freie Webserver-Wahl, vollständige Kontrolle, erfordert Server-Know-how.
Managed Shopware Hosting:
Oft Nginx-optimiert, professionell konfiguriert, höhere Kosten.
Cloud-Hosting:
Skalierbare Lösungen, meist Nginx-basiert, Pay-per-Use-Modelle.
# Worker-Prozesse optimieren
worker_processes auto;
worker_connections 2048;
# Gzip-Kompression aktivieren
gzip on;
gzip_types text/plain application/json application/javascript text/css;
# Buffer-Größen anpassen
client_body_buffer_size 10K;
client_header_buffer_size 1k;
client_max_body_size 8m;
# MPM Event Konfiguration
ServerLimit 16
MaxRequestWorkers 400
ThreadsPerChild 25
# Kompression aktivieren
LoadModule deflate_module modules/mod_deflate.so
AddOutputFilterByType DEFLATE text/html text/plain text/xml text/css text/javascript
Sicherheit ist für jeden Shopware-Shop kritisch. Beide Webserver bieten robuste Sicherheitsfeatures:
Die Webserver-Wahl hat auch finanzielle Auswirkungen:
Ein Nginx-Setup kann bei einem mittelgroßen Shop (100.000€ Umsatz/Monat) durch bessere Performance und geringere Server-Kosten schnell 500-1000€ monatlich einsparen.
Die Webserver-Wahl zwischen Apache und Nginx ist eine strategische Entscheidung, die weit über technische Aspekte hinausgeht. Sie beeinflusst direktekt die User Experience deiner Kunden, deine Server-Kosten und letztendlich deinen Umsatz.
Für kleine bis mittlere Shopware-Shops mit stabiler Besucherzahl ist Apache eine solide, bewährte Wahl. Die einfache Konfiguration und die breite Unterstützung machen den Einstieg leicht.
Für wachsende oder bereits traffic-starke Shops ist Nginx die bessere Investition. Die überlegene Performance bei hoher Last, geringere Ressourcenverbräuche und bessere Skalierbarkeit zahlen sich schnell aus – sowohl in konkreten Kosteneinsparungen als auch in zufriedeneren Kunden, die durch schnellere Ladezeiten mehr kaufen.
Remember: Eine Sekunde längere Ladezeit kann deine Conversion-Rate um 7% reduzieren. Bei einem Shop mit 50.000€ monatlichem Umsatz sind das 3.500€ weniger Umsatz pro Monat – nur wegen der Webserver-Performance.
Die beste Lösung ist oft eine schrittweise Herangehensweise: Starte mit Apache, wenn du Einfachheit brauchst, aber plane den Wechsel zu Nginx, sobald dein Shop wächst. Oder kombiniere beide in einem Hybrid-Setup, um die Vorteile beider Welten zu nutzen.
Dein Webserver ist das Fundament deines digitalen Erfolgs – wähle ihn weise.